Die Filmstarts-Kritik zu V wie Vendetta (2024)

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V wie Vendetta

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

3,0

solide

V wie Vendetta

Von Deike Stagge

Verwegener Verliesbewohner verprügelt verräterische Verschwörer voller Verbitterung. So könnte man den Plot von „V wie Vendetta“, der Comicverfilmung aus dem Haus der Matrix-Väter Larry und Andi Wachowski stark verkürzt zusammenfassen. Ein Meisterwerk ist ihnen allerdings nicht gelungen.

England in einem Paralleluniversum: Die Welt ist von Kriegen und Seuchen geplagt, Staaten kollabieren, aber das gute alte Britannia kann dank seiner autoritären Regierung unter Kanzler Sutler (John Hurt) weiter bestehen. Eines Abends macht sich die junge Evey (Natalie Portman) nach Beginn der Sperrstunde auf den Weg zu ihrem Boss, dem Fernsehmoderator Gordon (Stephen Fry). Sie wird von Fingermen, den Geheimpolizisten der Staatsmacht, aufgegriffen, die an ihr ihre eigenen Bestrafungsmethoden testen wollen. Plötzlich erscheint ein Mann in einer Guy-Fawkes-Maske, der die Fingermen ordentlich vermöbelt und die junge Frau zu einem mysteriösen Konzert einlädt. So lernt Evey „V“ kennen, der sich zum Ziel gesetzt hat, das Regime des Kanzlers zu beenden. In dieser Nacht sprengt er Old Bailey in die Luft. Tags darauf erscheint er im Fernsehkanal, in dem auch Evey arbeitet, und zwingt die Veranstalter, eine Botschaft auszustrahlen, in der „V“ die guten Bürger Englands auffordert, am 5. November des nächsten Jahres, dem Guy Fawkes Day, vor dem Parlament zu erscheinen und dort zu demonstrieren.

Als „V“ bei seiner Flucht aus dem Kanal in Bedrängnis gerät, kann Evey ihn retten. Kurz entschlossen nimmt „V“ sie mit in sein unterirdisches Heim, um sie vor der Staatsmacht zu verstecken. Denn inzwischen sind auf Wunsch des Kanzlers Inspector Finch (Stephen Rea) und sein treuer Assistent Dominic (Rupert Graves) auf den Fall des als Terroristen bezeichneten Regimegegners angesetzt. Der maskierte Retter versucht, Evey für seinen erbarmungslosen Kreuzzug zu gewinnen, und scheut sich nicht, sie ohne ihr Wissen zu benutzen, als sie sich nicht für den Mord an systemtreuen Offiziellen begeistern lässt. Stattdessen nutzt sie die erstbeste Chance zur Flucht. Doch sie wird gefasst und gefoltert. Derweil entdecken Finch und Dominic interessante Details zu „V“s Herkunft und decken ein Komplott gegen den englischen Staat auf, in den die gesamte Parteispitze verstrickt zu sein scheint.

Guy Fawkes war ein katholischer Freiheitskämpfer, der im Jahr 1605 versuchte, das protestantische Parlament Englands in die Luft zu sprengen. Er wurde gefasst, gefoltert und öffentlich exekutiert. Noch heute verbrennen die Briten jedes Jahr am 5. November, dem Tag des missglückten Attentats, seine Figur. Es ist kein Zufall, dass diese Geschichte „V wie Vendetta“ eröffnet. Denn dieser Film beschäftigt sich ausgiebig mit der Frage, wie weit man im Kampf gegen ein ungerechtes Regime gehen darf. „V“s Position ist dabei denkbar einfach: Ihm ist jedes Mittel recht, die Schergen des Systems öffentlich hinzurichten und den Staatsarm gewalttätig außer Gefecht zu setzen. Zwischen ihm und Evey kommt es im Verlauf des Films zu einigen interessanten Diskursen über die Methoden einer Revolte und ihre Berechtigung. Überhaupt ist die Figur von Evey der Angelpunkt der Geschichte. Anfangs kann sich die zarte Frau kaum allein zur Wehr setzen, vertritt aber aufrecht ihre Werte und Prinzipien. Im weiteren Verlauf des Films stellt sich mehrfach die spannende Frage, an welchen Stellen sie eigenständig ihre Entscheidungen trifft und wo sie von anderen Figuren manipuliert wird. Natalie Portman („Star Wars: Episode 1-3“, Heat) hat nach dem Amidala-Ausflug in die schauspielerische Wüste endlich wieder eine Rolle gefunden, in der sie ihr Können unter Beweis stellen kann. Sie führt damit das fort, was sie in Garden State und Hautnah begonnen hat. Mal versteckt sie sich völlig verstört unterm Bett, mal wird sie in deutlich an Guantanamo Bay erinnernder Gefangenenkleidung gefoltert, mal ist sie das sympathische Mädchen von nebenan, aber immer ist ihr Spiel unheimlich intensiv und packend. Sie bringt einen großen Teil der persönlichen Wirkung des Films durch ihre Gestik und Mimik, so dass ihr männlicher Gegenpart Hugo Weaving („Matrix 1-3“, „Herr der Ringe“-Trilogie) getrost sein Gesicht hinter einer unbeweglichen Maske verbergen kann. Seine Figur des verbitterten und gefolterten Widerstandskämpfers ruht vor allem auf seiner außergewöhnlichen Stimme und Sprechweise. Man kann nur hoffen, dass für die deutsche Synchronisation ein entsprechender Darsteller gefunden wurde, damit „V“ als Figur nicht untergeht.

Leider ist die Geschichte von „V wie Vendetta“ nicht ganz so ausgefeilt und großartig wie seine Darsteller. Die Wachowski-Brüder ziehen ihre Geschichte eher so plump auf wie in den Matrix-Sequels. Die Botschaften des Regimes und seiner Widersacher werden dem Zuschauer direkt um die Ohren geknallt, die Aussagen tölpelhaft offensichtlich zusammengebastelt und präsentiert. Die Menschheit in dieser Parallel-Erde werden von allem bedroht, wovor sich die Generation Next nur fürchten kann: Revolten, Seuchen, Terrorismus, durch Viren verbreitete Krankheiten und Bürgerkriege. Dazu mixen die Drehbuchautoren noch die 2. Weltkriegsparanoia um Staatsterror, totalitäre Systeme und Dämonisierung von Außenstehenden wie hom*osexuellen, Ausländern und Andersgläubigen. Ein bisschen viel des Guten. Auch im visuellen Style gibt es einige Unannehmlichkeiten. Die Szenen, die „V“s Werdegang zum Maskenmann beleuchten, sehen aus wie die Outtakes aus Fantastic Four. Andere Einfälle, wie zum Beispiel „V“ vor seinem großen Tag ein Mosaik aus zigtausenden Dominosteinen legen zu lassen, die als Parabel für „den Stein ins Rollen bringen“ beim Umstoßen sein Markenzeichen über den Boden seines Verstecks enthüllen, wirken einfach vollkommen überzogen.

Was allerdings bei dieser Comicverfilmung großartig funktioniert, ist der Humor. Er wird nicht übermäßig eingesetzt und erreicht dadurch einfach angenehme Auflockerungen, die vom Publikum durchaus akzeptiert werden. Nicht nur Natalie Portmans Charakter, auch der noch als Nebenrolle zu wertende Stephen Fry als Gordon kann hier ordentlich punkten. Zum Ende hin wird dieses charmante Mittel zu Gunsten des von „V“ in kitschigster Weise geforderten Aufstands der Anständigen aufgegeben. Auch in Sachen Action kommt der Film etwas zu verhalten daher. Nur drei Mal darf „V“ seine Skills richtig auspacken und ordentlich auf die Häscher des Systems draufschlagen. Diese Szenen sind aber für Comicfans dankbar umgesetzt: Hier spritzt das Blut im rotesten Rot durch das Bild, ganz genau so, wie man es aus den gedruckten Vorlagen kennt. Vor allem durch diese Szenen, aber auch durch andere Feinheiten der Inszenierung, verdient der Film seinen Status als Comicverfilmung und ist anderen Vertretern des Genres einen kleinen Schritt voraus.

Kurz gesagt: Aus einem mittelmäßigen Drehbuch machen alle Beteiligten (und zu denen gehört immerhin ein Teil der britischen Schauspielerelite, die sich für Nebenrollen hier nicht zu schade ist) noch das Beste. Ein echter Blockbuster wird „V wie Vendetta“ vielleicht nicht werden, aber als Comicverfilmung macht der Streifen eine solide Figur.

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Die Filmstarts-Kritik zu V wie Vendetta (2024)

FAQs

What is the message of the movie V for Vendetta? ›

The meaning behind "V for Vendetta" is largely a philosophical discussion about the opposing political ideologies of fascism and anarchy.

Does V die in V for Vendetta? ›

A piece of armor plating under his cape stops most of the bullets, but V is still mortally wounded. He staggers down to the tunnel, where Evey is waiting, and dies in her arms. She places his body on the explosive-laden train for a Viking funeral, but Finch arrives with the intent of arresting her.

What was the whole point of V for Vendetta? ›

The comics follow the story's title character and protagonist, V, an anarchist revolutionary dressed in a Guy Fawkes mask, as he begins an elaborate and theatrical revolutionist campaign to kill his former captors, bring down the fascist state, and convince the people to abandon fascism in favour of anarchy, while ...

What is the summary of V for Vendetta? ›

Does V love Evey? ›

You could tell that they genuinely loved each other through all the turmoil. Evey made V feel something that he hadn't felt in a long time. He professed his love for her at the end while he was dying. In one last gesture, V offered Evey everything he owned but she wanted the man not his possessions.

What did V do to Evey? ›

Evey soon learns that V had staged her imprisonment and torture, putting her through the same experiences that shaped him. Initially furious, Evey comes to understand and accept her identity and freedom.

Is V Evey's father? ›

Although a father figure, it says in the back of the book that V isn't Evey's father, Whistler's mother, or Charlie's aunt. To answer questions about V for Vendetta, please sign up. Scott As Eve herself says, learning V's identity or even seeing his true face would diminish him.

Does V actually die? ›

The V we played as for most of the game, technically, dies at Mikoshi. The one who is shot in the head and wakes up in the landfill is still the same V. The Relic simply acts as a bandage keeping her alive. "Not V", as you call her, only appears in specific endings.

Is V for Vendetta a hero or villain? ›

He is a terrorist and freedom fighter from a dystopian future battling against a corrupt fascist regime in England known as the Norsefire party. It was intended by the author of the story Alan Moore that V be sufficiently morally gray so as to be seen as both a hero and a villain.

Is V for Vendetta a true story? ›

With overt historical references, it is easy to believe that the narrative was based on a true story, but it actually was not.

What does the mask symbolize in V for Vendetta? ›

Within the graphic novel, the mask is a powerful symbol: it communicates the wearer's allegiance to the spirit of Guy Fawkes—the man who tried and failed to blow up the Houses of Parliament in the 16th century (see Background Info)—and his opposition to the Norsefire government that controls England.

Why is it called V for Vendetta? ›

Yes, it stands for Vendetta. Yes, it comes from Room 5 at Larkhill (Roman V, where V is tortured). V himself talks of "virtuous vengeful victory". V uses the letter to encompass the whole movement against totalitarianism.

Why did V abandon Evey? ›

In the comic book series, V abandons Evey after he kills Lilliman; in the film, she runs away from V after attempting to betray him to Lilliman, then goes to Deitrich for protection.

What is the summary of the vendetta? ›

A Vendetta is a dark short story that shows a grieving old woman's determination to get revenge for her slain son. She wishes that there were either a cousin, father, or brother to carry on this vendetta, but since there's no one, the mother pursues it.

When did V save Evey? ›

3 government secret police agents, called “Fingermen”, apprehend Evey and when she points her pepper spray at them, they threaten to rape her. She calls out for help just as V was walking towards the Old Bailey courthouse. V intervenes, attacks the Fingermen, saving Evey, and introduces himself.

What are the lessons in V for Vendetta? ›

The central theme of V for Vendetta is freedom and its relationship with anarchy, or the absence of government. V describes himself as an anarchist (as does Alan Moore, the author) — one who believes that all governmental authority is corrupt because it infringes on human freedom.

What is the key idea in V for Vendetta? ›

Through V, Moore offers a critical stance on the idea of a dystopian government which shuns knowledge in favor of greed and politics. The idea that in order to be the best that we can be, the worst of us, must also be as healthy and as knowledgeable as the next guy.

What does V for Vendetta warn us about? ›

We felt the novel was very prescient to how the political climate is at the moment. It really showed what can happen when society is ruled by government, rather than the government being run as a voice of the people.

What is V for Vendetta fighting for? ›

V is an enigmatic anarchist vigilante and freedom fighter. Easily recognizable by his Guy Fawkes mask and dark clothing, V works to depose the totalitarian Norsefire regime which rules the United Kingdom in a tight grip.

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